Gemeinschaftsbildung / Anthroposophie / Scott Peck

Gemeinschaftsbildung nach Scott Peck und in der Anthroposophie

Was hat das Verständnis der anthroposophischen Gemeinschaftsbildung mit der Gemeinschaftsbildung nach Scott Peck zu tun?

 


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Schon lange praktiziere und begleite ich Community-Building-Workshops in der Methodik nach Scott Peck. Schon lange versuche ich mehr und mehr in ein Verständnis der Anthroposophie einzudringen. Lange Zeit konnte ich die Brücke zwischen diesen beiden Welten nicht erkennen oder nur vage erahnen. Bis dann endlich einige entscheidende Texte aus der Welt der Anthroposophie auf mich zukamen.

Von da an war mir klar, dass ich dieses Feld weiter versuchen möchte zu durchdringen. Und das nicht nur einfach aus Interesse, sondern weil es mein Anliegen ist, ganz konkret damit zu arbeiten. An mir selbst, im Umgang mit meinen Mitmenschen und natürlich auch in der Facilitation von Gruppen, die dieses Interesse mit mir teilen.

Meine Behauptungen dazu sind nun zweierlei:

1. Menschen mit anthroposophischen Hintergrund finden mit der Methode der Gemeinschaftsbildung nach Scott Peck einen konkreten Rahmen, in dem sie in einen Gemeinschaftsbildungsprozess eintreten und sich in diesem entwickeln können, wie ich ihn sonst in der Anthroposophie bislang noch nirgends in so komprimierter Form finden konnte.

2. Menschen, die den Gemeinschaftsbildungsprozess nach Scott Peck kennen, können mit den Einsichten Rudolf Steiners zum „sozialen Prozess“, dem „sozialen Urphänomen“ und dem allgemeinen Verständnis Steiners zu Individualität, ICH-Sinn und Gemeinschaft einen deutlichen Schritt tiefer in Gemeinschaft und dem Verständnis davon gelangen.

 

Bei meinem Studium dieser beiden Verständnisansätze konnte ich bislang keine Widersprüche ausfindig machen. Ich konnte nur Parallelen und sich gegenseitig ergänzende Inhalte und Übungen finden. Die Gedanken und Einsichten von Scott Peck werden von der Anthroposophie – d.h. den Originaltexten von Rudolf Steiner und von Rednern und Autoren aus dem anthroposophischen Umfeld – deutlich erweitertet und vertieft. Auch einzelne Übungen Rudolf Steiners sind sehr stimmig bzgl. einzelner Aspekte aus dem Gemeinschaftsbildungsprozess von Scott Peck. Der Gruppenprozess von Scott Peck führt mit seinen 12 Kommunikationsempfehlungen jedoch auf kunstvolle Weise die verschiedenen Aspekte zusammen und macht so die konkrete Arbeit der Gemeinschaftsbildung zu einem lebendigen Gefäss, in dem eine Gruppe im Rahmen eines Workshops in schnellen Schritten und praktischer Übung in ein konkretes Erleben von Gemeinschaft auch im Sinne der Anthroposophie eindringen und sich fortlaufend weiterentwickeln kann.

 

Was sind nun diese gemeinsamen Aspekte?

Um Gemeinschaftsbildung im ersten Schritt zu erklären, beginnen wir in unseren Scott-Peck-Workshops bei unserer Erklärung, was wir unter Gemeinschaft verstehen, immer gerne damit zu beschreiben, was Gemeinschaftsbildung NICHT ist:

Es geht NICHT um eine Erkenntnis- oder Meinungsgemeinschaft! Es geht NICHT darum, dass die Menschen, die ein Mehr an Verbindung anstreben, sich auf eine gemeinsame Meinung einschwören. Ganz im Gegenteil. Wir beschreiben dies gerne mit der Aussage „Wir feiern die Unterschiede“. Gemeint ist damit die Faszination beim Entdecken der individuellen Andersartigkeit des Gegenübers. Ein Entdecken, bei dem sich zuerst die Akzeptanz des Anderen bis hin zur Liebe zum anderen Menschen in seiner Individualität entwickeln kann.

Um ein hohes Mass an Gemeinschaftsbildung zu erreichen, braucht es ein gemeinsames Ziel, eine gemeinsame Intention oder ein gemeinsames Ideal. In der Anthroposophie wird dies im übergeordneten Sinn mit einem gemeinsamen Wollen bezeichnet.

In der Gemeinschaftsbildung nach Scott Peck ist dieses Ziel konkret und klar formuliert:

  • Authentische Beziehungen zu den anderen Teilnehmern aufzubauen.
  • Persönliche Hindernisse in der Begegnung mit anderen zu erkennen und loszulassen.
  • Die Phase „echter Gemeinschaft“ mit dem Erlebnis von ungewöhnlicher Sicherheit und
    aussergewöhnlichem Respekt kennenzulernen oder zu erfahren.

Die Vision der Arbeit macht dieses Ziel noch deutlicher:

«Eine Gemeinschaft ist eine Gruppe von zwei oder mehr Menschen, die ungeachtet ihrer unterschiedlichen Herkunft in der Lage sind, ihre Unterschiede zu akzeptieren und zu überwinden, so dass sie offen und effektiv kommunizieren können und dabei ein Gefühl von ungewöhnlicher Sicherheit und ausserordentlichem Respekt füreinander haben.» – Dr. M. Scott Peck

Als Leitfaden der Gemeinschaftsbildungsarbeit nach Scott Peck dienen die sog. „12 Kommunikationsempfehlungen“ oder auch „12 Leitlinien“ (siehe: PDF – Kommunikationsempfehlungen).

Die 12 Kommunikationsempfehlungen

(mit marginalen Anpassungen / Ergänzungen im Sinne eines anthroposophischen Verständnisses)

  1. Sag deinen Namen, bevor du sprichst.
    (Eröffnung des Raumes zur Ich-haften Kommunikation)
  2. Sprich persönlich und spezifisch, verwende »Ich«-Aussagen.
    (Ich-hafte Kommunikation)
  3. Sprich nur, wenn du dazu bewegt bist; sprich nicht, wenn du nicht dazu bewegt bist.
    (Denken, Fühlen, Wollen)
  4. Gehe ein Risiko ein.
  5. Teile deinen Unmut der gesamten Gruppe mit, nicht ausserhalb des Kreises.
  6. Sei präsent auf allen Ebenen
    (Physischer, Äther-, Astral-Körper und ICH / Denken, Fühlen, Wollen)
  7. Beziehe dich und andere mit ein, vermeide es jemanden auszugrenzen.
    (ICH, Ätherleib)
  8. Sei beteiligt – mit oder ohne Worte.
    (Denken, Fühlen, Wollen)
  9. Sei verantwortlich für deinen Erfolg und den Erfolg der Gruppe.
    (ICH / Ätherleib)
  10. Verpflichte dich »dranzubleiben«.
  11. Unvollkommenheit ist willkommen.
  12. Bewahre absolute Vertraulichkeit.

 

Nach einer initialen Erklärung und Erläuterung dieser Empfehlungen lernt die Gruppe mit der Unterstützung der FacilitatorInnen während eines Workshops, mehr und mehr in das Verständnis dieser Leitlinien einzudringen. Besondere Beachtung findet hier von Anfang an das ehrliche, authentische Mitteilen und das richtige, wohlwollende Zuhören. Dieses findet sich versteckt in fast allen Empfehlungen und das Verständnis davon wird über die sukzessive Reflektion kontinuierlich vertieft. Schon alleine die erste Empfehlung, „Sag deinen Namen bevor du sprichst“, eröffnet, bewusst ausgeführt, mit jeder Wortmeldung das Feld von ICH und DU.

Auf der einen Seite nimmt der Sprecher damit die Aufmerksamkeit ganz zu sich, er nimmt sich selbst wahr als Sprecher, als ICH. Auf der anderen Seite wird der Raum für die gesamte Gruppe geöffnet, die Aufmerksamkeit ganz auf die sprechende Person, das DU zu richten (Eröffnung es Raumes zur Ich-haften Kommunikation). Der Sprecher wird sich dann im Fortschreiten und Durchlaufen des 4-Phasen-Prozesses darin üben, sich mehr und mehr „persönlich, spezifisch und in sog. ICH-Aussagen“ (2te Empfehlung) auszudrücken. Sobald der WIR-Raum der Gruppe sicherer geworden ist, d.h. ein ungewöhnliches Mass an Vertrauen erarbeitet wurde, werden die Aussagen immer authentischer und zeigen mehr und mehr die Individualität der seelischen Verfassung des Sprechers. So wird das Sprechen auf persönlicher Ebene zu einem Erkenntnis- und Entwicklungsprozess des Einzelnen, einer Entdeckung der Beschaffenheit des ganzen Menschen in allen seinen Anteilen, körperlich, seelisch und geistig.

Die Zuhörer wiederum lernen, was zuhören eigentlich ist: nämlich „NUR“ zuzuhören, zu empfangen, empathisch mitzudenken, den Raum zu halten, keine Ratschläge / Fragen / Belehrungen oder Korrekturen zu geben, Stille auszuhalten, den Fokus möglichst konzentriert zu halten. Alleine mit den hier erwähnten Aspekten, die während der Workshops alle trainiert werden, erreicht jede Gruppe schon nach wenigen Stunden ein ungewöhnliches Ausmass an Begegnung, Akzeptanz, Respekt und Verbindung.

Wir FacilitatorInnen helfen dabei, diese Ich-hafte Kommunikation durch Übungen und durch Interventionen im Prozess zu üben.

«Die meisten Menschen hören nicht zu, um zu verstehen, sondern um zu antworten.»
– Stephen Covey

«Je leiser du wirst, desto mehr wirst du hören.»
– Ram Dass

 

Mit dem Antizipieren und Durchdringen der Erklärungen Rudolf Steiners zum eigentlichen Wesen der menschlichen Begegnung, zum „Sozialen Urphänomen“, seinen Ausführungen zu den „antisozialen und sozialen Trieben“, zur Wahrnehmung des Mitmenschen über den „Sprach-, Denk- und ICH-Sinn“, wird die Tiefe des Eindringens in diese Beziehung natürlich nochmal deutlich geöffnet und nahezu grenzenlos:

„Mit dem Erwachen der Bewußtseinsseele, mit dem Entfalten der Bewußtseinsseele ist in dieser Beziehung ein neues Element hereingetreten ins Menschenleben. Da muß es nämlich noch ein zweites Erwachen geben, und dieses zweite Erwachen wird immer mehr und mehr als ein Bedürfnis der Menschheit auftreten: Das ist das Erwachen an Seele und Geist der andern Menschen. Im gewöhnlichen wachen Tagesleben erwacht man ja nur an der Natur des andern Menschen; aber an Seele und Geist des andern Menschen will der Mensch erwachen, der selbständig, der persönlich durch das Bewußtseinszeitalter geworden ist. Er will an Seele und Geist des andern Menschen erwachen, er will dem andern Menschen entgegentreten so, daß der andere Mensch in seiner eigenen Seele einen solchen Ruck hervorbringt, wie es gegenüber dem Traumleben das äußere Licht, das äußere Geräusch und so weiter hervorbringt.“
– Rudolf Steiner, GA 257 (Anthroposophische Gemeinschaftsbildung)
> steiner.wiki257#176odysseetheater257,176.pdf / bdn-steiner257.pdf

„Und der Gefühlsimpuls, der da wirksam sein kann, der ist der des neueren Idealismus. Wenn das Ideal aufhört, ein bloßes abstraktes zu sein, wenn es lebendig verwurzelt sein wird wiederum mit dem menschlich Seelisch-Geistigen, dann wird es eben die Form annehmen: Ich will erwachen an dem andern Menschen. (…) Und das ist es, was als besonderes Gemeinschaftsleben in der Anthroposophischen Gesellschaft gepflegt werden kann, was sich da auf die natürlichste Weise von der Welt einstellt. Denn, wenn eine Menschengruppe sich zusammenfindet, um gemeinsam zu erleben dasjenige, was aus der übersinnlichen Welt heraus durch die Anthroposophie geoffenbart werden kann, dann ist dieses Erleben in einer Menschengruppe eben etwas anderes als das einsame Erleben. Daß man erwacht an der Seele des andern in dem Momente, wo man zusammen ist, das gibt eine Atmosphäre ab, die nicht etwa in die übersinnliche Welt hineinführt so, wie es in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» beschrieben ist, die aber das Verständnis der Ideen fördert, welche durch anthroposophische Geisteswissenschaft von der übersinnlichen Welt gegeben werden.“
– Rudolf Steiner, GA 257 (Anthroposophische Gemeinschaftsbildung)
> steiner.wiki257#177odysseetheater257,177.pdf / bdn-steiner257.pdf

„Nun, wir mögen noch so schöne Ideen aufnehmen aus der Anthroposophie, aus dieser Kunde von einer geistigen Welt, wir mögen theoretisch durchdringen alles dasjenige, was von uns vom Äther-, Astralleib und so weiter gesagt werden kann, wir verstehen dadurch noch nicht die geistige Welt. Wir beginnen das erste Verständnis für die geistige Welt erst zu entwickeln, wenn wir am Seelisch-Geistigen des andern Menschen erwachen. Dann beginnt erst das wirkliche Verständnis für die Anthroposophie. Ja, es obliegt uns, auszugehen von jenem Zustande für das wirkliche Verständnis der Anthroposophie, den man nennen kann: Erwachen des Menschen an dem Geistig-Seelischen des andern Menschen.“
Rudolf Steiner, GA 257 (Anthroposophische Gemeinschaftsbildung)
> steiner.wiki257#116odysseetheater257,116.pdf / bdn-steiner257.pdf

Mehr dazu:

 

Rudolf Steiner gibt selbst auch eine ganz genaue Beschreibung, wie die menschliche Begegnung auf einem höheren Level ganz konkret abläuft. Der Mensch, der den anderen Menschen verstehen will, muss bereit sein, sich für einen Augenblick von diesem einschläfern zu lassen. Insoweit ist er sozial: Er gibt sein eigenes Bewusstsein auf, und das Wesen des andern erfüllt ihn. Sofort aber meldet sich sein antisozialer Trieb, der den andern aus sich hinauswirft, um sich selbst im Bewusstsein zu behaupten: Der andere wird wieder zum Gegenüber, zum Objekt. Dieses Pendeln zwischen einem sozialen und einem notwendigen antisozialen Moment nennt Steiner das «Urphänomen der Sozialwissenschaft».
– Rudolf Steiner, GA 186 (Die soziale Grundforderung unserer Zeit in geänderter Zeitlage)
> steiner.wiki/186#175 / odysseetheater.org/GA186,175.pdf

Der zuhörende Mensch kann also, weil er einen Augenblick schläft, von dem Sprechenden erfüllt werden. Was in diesem lebt, kann dadurch auf jenen übertragen werden. Dass dieses sich nicht immer in allen Aspekten voll bewusst abspielt, tut der Wirklichkeit keinen Abbruch. Der Vorgang ist dann im Gegenteil sogar noch stärker.

«Wenn Sie den anderen Menschen hören, wenn er zu Ihnen Worte spricht, die Sie mit ihrem Gehörsinn wahrnehmen, dann wissen Sie, diese Wesenheit des anderen Menschen ist außer Ihnen, aber Sie müssen gewissermaßen sich aufgeben, sich an sie hingeben, damit Sie im Gehörten die Wesenheit des anderen Menschen wahrnehmen».
– Rudolf Steiner, GA 207 (Anthroposophie als Kosmosophie)
steiner.wiki207#39 / odysseetheater.org/GA207,37.pdf

«Ganz besonders wird der Mensch sein ICH gewahr, wenn jene magische Beziehung zu den Menschen oder der Umgebung eintritt, die wir als Mitgefühl oder Mitleid bezeichnen (…). Denn wir fühlen etwas, was draußen in der Welt geschieht, was dort gefühlt, gedacht wird, in uns selber noch einmal, erleben etwas Geistig-Seelisches, was draußen geschieht, in uns selber mit».
– Rudolf Steiner, GA 124 (Exkurse in das Gebiet des Markus-Evangeliums)
> steiner.wiki124#144 / odysseetheater.org/GA124,144.pdf / bdn-steiner.ru124.pdf

Wir schmelzen mit dem anderen Wesen zusammen.

Die Wahrnehmung des andern «gibt uns derjenige Sinn, der es uns möglich macht, mit einem anderen Wesen so zu fühlen, sich eins zu wissen, dass man es wie sich selbst empfindet. Das ist, wenn man durch das Denken, durch das lebendige Denken, das einem das Wesen zuwendet, das Ich dieses Wesens wahrnimmt – der Ichsinn»
– Rudolf Steiner, GA 170 (Das Rätsel des Menschen, Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte.)
> odysseetheater/GA170,111.pdf / bdn-steiner170.pdf

Und erst «wenn er nicht nur sein eigenes Ich begreift, sondern ein anderes, wenn er einen Menschen innerlich ganz begreift, dann erst gehört er dem Menschenreich an».
– Rudolf Steiner, GA 104 (Die Apokalypse des Johannes)> odysseetheater104,198.pdf / bdn-steiner104.pdf

 

Und um hier, wie oben erwähnt, die Grenzenlosigkeit des Eindringens Rudolf Steiners in die Realität des Zuhörens nur etwas anzudeuten:

„Im Moment des Einschlafens steht vor dem Menschen jedes Mal für einen Augenblick seine Zukunft; in dem Moment des Aufwachens jedes Mal für einen Augenblick seine ganze Vergangenheit, beide bis in vergangene und künftige Inkarnationen hinein. Es sind Bilder, die durch ihre Kürze und das eintretende Tagesbewusstsein zwar ausgewischt werden, aber ihre Wirkung unterhalb dieses Tagesbewusstseins haben. Wenn im Gespräch der eine Mensch den anderen wirklich einschläfert, dann treten diese beiden Erlebnisse ebenfalls auf.“
– Dieter Brüll zur GA 207 / 1972 / 59 ff.

Oder, hier noch aus dem anderen Blickwinkel mit Bezug auf die Wesensglieder:

«Wenn zwei Menschen sich gegenüberstehen, so sind es zunächst die beiden Astralkörper, die sich gegenüberstehen in Liebe oder Hass, Wohlwollen oder Missfallen (…). Der Verkehr zwischen den Menschen ist ein fortwährender Austausch von Zuständen und Verhältnissen der Astral-Körper».
– Rudolf Steiner, GA 93 (Die Tempellegende und die Goldene Legende)
steiner.wiki93,244 / odysseetheater093,244.pdf / bdn-steiner093.pdf

«Und so wie wir eingebettet sind in einen Glaubensleib, den wir auch von anderen Gesichtspunkten aus den Astralleib nennen, so sind wir eingebettet in einen Liebeleib, den wir von anderen Gesichtspunkten aus in der Geisteswissenschaft benennen gelernt haben den ätherischen oder Lebensleib. Denn die Kräfte, die zunächst aus den Tiefen unseres Wesens heraufwirken zu uns aus unserem Ätherleib, sind die Kräfte, die sich dadurch ausdrücken, daß der Mensch lieben kann, lieben auf allen Stufen seines Daseins».
– Rudolf Steiner, GA 130 (Das esoterische Christentum)
> steiner.wiki130,174 / odysseetheater130,174.pdf / bdn-steiner130.pdf

 

Eine besonders schöne Ausarbeitung zu genau diesem sozialen Urphänomen der menschlichen Begegnung mit schönen Illustrationen dazu habe ich bei Dieter Brüll gefunden:

„Es soll jetzt versucht werden, die Art, wie Menschen nach Verständigung streben, anschaulich darzustellen. Wir werden da manchem begegnen, was uns aus Erfahrung bekannt ist. Was bisher aus der Theorie heraus gesagt wurde, liegt unserem Gefühlserleben viel näher, als wir meist denken.“
Dieter Brüll (gesamter Artikel zu Dieter Brülls Ausarbeitung: www.bewusstwie.org/rudolf-steiner-und-gemeinschaft-2)

Wir beginnen mit dem eigentlichen Gespräch, d. h. mit jener Idealform der Kommunikation, in der Rede und Gegenrede voll aufgenommen werden:

Gemeinschaftsbildung / Anthroposophie / Scott PeckAbb. I: Das soziale Urphänomen im Zweiergespräch – die eigentliche Begegnung

 

Gemeinschaftsbildung / Anthroposophie / Scott PeckAbb. 2: Die Gesprächspartner «kommen bei den anderen nicht an».

 

Gemeinschaftsbildung / Anthroposophie / Scott PeckAbb. 3: B redet «über A hinweg».

 

Abb. 4: Intellektuelles Geplänkel – von einem Einschläfern kann nicht die Rede sein.

 

Abb. 5: Man richtet sich an die Emotion des Gegenüber.

 

Dies alles nur zum Aspekt des richtigen Mitteilens und richtigen Zuhörens. Wer Steiners Ausführungen zum Thema kennt, weiss, dass die Gemeinschaftsbildung bei ihm noch viel mehr Aspekte berührt: Die Ausführungen zum Sprach- / Denk- und ICH-Sinn, die Engel und Erzengel (insbesondere der Erzengel Michael), die Dreigliederung des individuell menschlichen und des sozialen Organismus etc.

Weitere Ausarbeitung

Die weitere Ausarbeitung und Vertiefung der 12 Scott-Peck-Kommunikationsempfehlungen (Leitlinien) im anthroposophischen Kontext könnte hier zu allen Leitlinien weiter ausgeführt werden. Ziel ist es jedoch, die tieferen anthroposophischen Aspekte dieser Leitlinien in Community-Building-Workshops nach Scott Peck bzw. der fortlaufenden Arbeit mit Gruppen selbstständig und gemeinsam zu erforschen und zu vertiefen.

 

Wo geht die anthroposophische Gemeinschaftsbildung über den Prozess von Scott Peck hinaus?

Die Gemeinschaftsbildung nach Scott Peck stellt die Bildung der Gemeinschaft als solche, d.h. mit dem Ziel, authentische Beziehung, Verbindung und Begegnung mit ungewöhnlicher Sicherheit und aussergewöhnlichem Respekt herzustellen, in das Zentrum des Prozesses. Die anthroposophische Gemeinschaftsbildung geht dabei noch weit über dieses Ziel hinaus, indem sich die Gruppe einem gemeinsamen Ideal mit einer künstlerischen oder kulturellen Aufgabe stellt. Diese Gruppen arbeiten dann inhaltlich in unterschiedlichen Studiengruppen, Projekten oder der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft.

Die Gemeinschaftsbildungsarbeit nach Scott Peck bildet in dem oben skizzierten Verständnis die ideale Basis bzw. Ergänzung zu aller anthroposophischen, inhaltlich geistigen und praktischen Arbeit.

 

Fazit

Ich hoffe sehr, dass meine Ausführungen in diesem Artikel die Sinnhaftigkeit von Gemeinschaftsbildungs-Workshops im anthroposophischen Kontext plausibel gemacht haben. Mein Fazit ist nun auch hier wieder zweierlei:

  1. Ich möchte anthroposophisch orientierte Gruppen und Einzelpersonen auffordern, den Gemeinschaftsbildungsprozess nach Scott Peck kennenzulernen. Hierzu bietet sich an, den Prozess an einen der zahlreichen Workshops in der Schweiz in sog. Offenen Gruppen kennenzulernen. Das aktuelle Programm kann jederzeit hier eingesehen werden:
    www.bewusstwie.org/alle-termine
  2. Wir bieten uns als ausgebildete und zertifizierte FacilitatorInnen an, um anthroposophische Gruppen in einen Gemeinschaftsbildungsprozess nach Scott Peck zu begleiten. Bei Interesse nehmt bitte Kontakt auf zu:
    Andreas Reese
    Ernst-Schüler-Strasse 76
    2502 Biel/Bienne
    oder
    andreas@bewusstwie.org
    0041. 79 695 42 64

 

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